Das Interreligiöse Forum Lüdenscheid hatte zum Friedensgebet 2015 eingeladen – und viele Menschen kamen: Juden, Christen und Muslime.
Und viele von ihnen trugen zum Gelingen der Veranstaltung bei: Yasmin Alijah, Daniel Scharf, Abdeslam Aoulid und eine Mädchengruppe der DITIB mit Musik, Vertreter von Christen, Juden und Muslimen mit Wortbeiträgen und Gebeten: siehe Bildergalerie am Ende des Beitrags.
In seiner Begrüßung sprach Achim Riggert die aktuelle Flüchtlingsproblematik an und die Bereitschaft zur Gewalt, die sich leider im Umfeld aller großen Religionen finde. Er wies auch darauf hin, dass diese Veranstaltung an Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, stattfinde.
In seinem Grußwort sprach Bürgermeister Dieter Dzewas davon, dass wir durch die Globalisierung und die modernen Medien heute täglich von der Gewalt, die in der ganzen Welt geschieht, erfahren, während die Verbrechen des Kolonialismus oder des Nationalsozialismus noch keine solche mediale Öffentlichkeit kannten. Seine Überzeugung: „Nur durch Gewaltverzicht kann die Spirale von Hass und Gewalt überwunden werden!“ Es sei ein Irrglaube, durch Mauern und Stacheldrahtzäune Probleme lösen zu können.
Farid Ouhbi als Vertreter der marokkanischen Moschee Sedanstraße, der mit seinen Töchtern Lina und Nora am Friedensgebet teilnahm, betonte: „Gott ist unser gemeinsamer Nenner!“
Mechthild Börger als Vertreterin der katholischen Christen setzte sich mit dem Begriff „Gewalt“ auseinander, der durchaus auch positiv verstanden werden könne, so müsse z.B. Gewalt ausgeübt werden, um Recht zu schaffen.
Cengiz Varli, der für die Ahmadiyya-Gemeinde sprach, zeigte an Beispielen aus dem Leben Mohammeds und an Koranversen auf, dass ein Leben ohne Gewalt möglich ist. Nur im Extremfall sei danach Gewalt zur Verteidigung der Gemeinschaft erlaubt.
Auch Ayse Inan von der DITIB-Gemeinde, die gleichzeitig eine der Sprecherinnen des Forums ist, betonte in ihrer Ansprache, dass Gewalt nicht den Religionen gehört. Im Gegenteil: „Gott wird dich fragen: Was hast du getan, um der Gewalt entgegenzutreten?“
Als Jude bedauerte Gavriel Shavry die Zunahme des Antisemitismus in unserem Land. Aber Juden bedauern auch die Verfolgung, Vertreibung und Ermordung von Kurden, Yeziden, Christen und anderen Minderheiten im Irak und in Syrien, so seine Worte. Und: „Wenn wir gemeinsam in Frieden und Sicherheit leben wollen, dürfen Antisemitismus, Ausländerhass und Intoleranz keinen Platz bei uns haben.“
Der Redebeitrag der Alevitin Senay Nergiz sei hier als Beispiel in Ausschnitten wiedergegeben:
„Wir leben in einer Welt, die sich in den letzten Jahren zunehmend durch Kriege und Rassismus auszeichnet. Menschenrechte werden zunehmend verletzt und Minderheiten unterdrückt. Ein dramatisches Beispiel hierfür war zuletzt ein vierjähriges syrisches Kind, das an der türkischen Küste in Bodrum ertrunken gefunden wurde. Viele Menschen aus Syrien sind bei den Angriffen diverser unmenschlicher Organisationen ums Leben gekommen und die Welt hat dies nicht verhindern können. In Folge dessen mussten viele Menschen aus Syrien nach Europa fliehen. Jedoch hat auch hier die Reaktion vieler Länder uns erschüttert. Jeder Mensch muss das Recht des Anderen berücksichtigen und hat weder das Recht einem anderen Schaden zuzufügen noch ihm das Leben zu nehmen. Wir bemitleiden zu merken, dass die Welt im 21. Jahrhundert im Hinblick auf die Digitalisierung große Fortschritte, dagegen im Hinblick auf die Menschenrechte solch einen Rückgang erlebt hat… Nazim Hikmet, ein türkischer Dichter sagte einst: Leben wie ein Baum allein und frei und wie ein Wald voller Bäume in Brüderlichkeit. Wir müssen die Vielfalt auf der Welt zu schätzen wissen und für eine bunte Welt in der Zukunft uns einsetzen. Dabei ist es erforderlich, dass wir die Ressourcen der Umwelt miteinander teilen und uns gegenseitig unterstützen…“
Gebete von Vertretern der verschiedenen Religionen bildeten den Abschluss des offiziellen Teils.
Eines der Gebete, von Christa Bätz gesprochen, lautete:
„Du lebendiger und barmherziger Gott, Du umgibst uns mit Deiner liebevollen Zuwendung, von Dir kommt, was wir zum Leben brauchen.
Du liebst Frieden und Gerechtigkeit. Du rufst uns zur Liebe untereinander auf.
Darum wenden wir uns immer wieder an dich, wenn wir nicht mehr weiter wissen angesichts all der Not und Gewalt, die wir vor unserer Haustür und auch weltweit entsetzt wahrnehmen. Oft stockt uns das Herz, wenn wir erfahren, zu welch schrecklicher Gewalt Menschen fähig sind.
Lass uns nicht mutlos werden, wenn immer neues Unrecht geschieht, sondern hilf uns, das zu tun, was uns möglich ist. Gib uns die Kraft zu immer wieder neuen kleinen Schritten gegen Gewalt und Unrecht. Wir sind froh darüber, dass so viele Menschen in unserem Land Flüchtlinge willkommen heißen – und zugleich immer von Neuem entsetzt, wenn andere Gewalt gegen Flüchtlinge oder ihre Unterkünfte anwenden. Lass uns Wege finden, auch dieser Gewalt mit friedlichen Mitteln entgegenzutreten. Wir vertrauen auf deine Hilfe, du unser barmherziger und den Frieden liebender Gott. Amen“
Mit Imbiss, Musik und intensiven Gesprächen klang der Abend aus.
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