Interreligiöses Lernen im Fokus: Informationsveranstaltung des Interreligiösen Forums Lüdenscheid mit Pfarrer Achim Riggert

Das Bergstadt-Gymnasium in Lüdenscheid war Gastgeber für die Veranstaltung unter dem Thema „Intoleranz entsteht im Kopf – Offenheit auch“, zu dem das Interreligiöse Forum Lüdenscheid Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler aller weiterführenden Schulen und andere am Thema Interessierte eingeladen hatte.

Pfarrer Achim Riggert stellte in seinem Vortrag, den er mit einer einer informativen Power-Point-Präsentation kombinierte, Möglichkeiten des interreligiösen Lernens in Theorie und Praxis vor. Nachdem er zunächst auf die Gründe und Hintergründe für die wachsende Bedeutung interreligiösen Lernens, die überwiegend in den Migrationsbewegungen der letzten Jahrzehnte zu suchen sind, einging, zeigte Riggert auf, welche Folgen sich daraus für die Schulen und besonders für den Religionsunterricht ergeben.

Einige Zahlen veranschaulichten, wie notwendig interreligiöses Lernen ist: fast 20 % der Bevölkerung der BRD sind Menschen mit Migrationshintergrund, bei den Schülerinnen und Schülern haben fast 29 % einen Migrationshintergrund.

Der Religionsunterricht in den Schulen bemühte sich zwar schon seit den 60er Jahren darum, über andere Religionen zu informieren, aber dies sei bis in die 90er Jahre weitgehend ein Lehren über andere Religionen gewesen, bei dem als Kontrast das Besondere und Überlegene des Christentums herausgestellt wurde. Seitdem habe sich viel verändert: der Begriff Begegnungslernen kennzeichnet den Ansatz, mittels authentischer Begegnungen etwas über die anderen religiösen Traditionen zu erfahren, indem z.B. die Gotteshäuser anderer Religionen besucht, ihrer Feste mitgefeiert und Gespräche mit Andersgläubigen geführt werden.

Solches Begegnungslernen ziele nicht nur auf gegenseitige Bereicherung und Erweiterung des Horizonts ab, so der Referent, sondern diene auch dem Ausloten von Möglichkeiten derZusammenarbeit angesichts gemeinsamer globaler Herausforderungen.

Nachdem Riggert einige der Kompetenzen genannt hatte, die durch diese Art von Lernen erreicht werden sollen, machte er noch klar, dass zunächst eine gute Verankerung in der eigenen Tradition notwendig sei, ehe man in einen gelingenden Dialog mit Andersgläubigen eintreten könne.

Das Interreligiöse Forum bietet interessierten Lehrerinnen und Lehrern als Hilfe für Interreligiöses Lernen Gedenkgänge in Lüdenscheid an. Drei Stationen werden bei diesen Gängen besucht: die Gedenkzellen im Alten Rathaus, die Gedenktafel für das ehemalige jüdische Bethaus in der Corneliusstraße und der „Engel der Kulturen“ in der Wilhelmstraße.

Die Gedenkzellen im Alten Rathaus, in denen in der NS-Zeit Menschen inhaftiert wurden, und die Gedenktafel stehen dabei für die dunkle Vergangenheit des Rassenhasses, der Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit in Deutschland, die zu einem anderen Verhalten in der Gegenwart auffordern. Der „Engel der Kulturen“ bringt dann stärker zum Ausdruck, worauf es heute auf diesem Hintergrund ankommt: Nein zu Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz, Ja zu Toleranz, kultureller und religiöser Vielfalt und dementsprechender Suche nach Gemeinsamkeit und gegenseitiger Bereicherung.

Das für eine Doppelstunde geeignete Angebot kann gebucht werden bei Hella Goldbach (Tel. 02351 /677655) oder Dr. Jürgen Wurster (Tel. 02351/23943). Nähere Informationen gibt es auch im Internet: www.interreligioeses-forum-luedenscheid.de.

Dem Vortrag Riggerts und dem Angebot der Gedenkgänge folgte eine lebhafte Diskussion. Erfreut zeigten sich die Veranstalter besonders über die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler, die ihre Fragen und auch Bedenken einbrachten, wie bei den Anforderungen von G8 diese wichtige Thematik in den Lehrplan passe.

Erfreulich auch der Beitrag einer Zuhörerin aus dem Senegal: sie erzählte, dass in ihrer Heimat Christen und Muslime friedlich zusammenleben, auch religiöse Feste gemeinsam feiern und sich gegenseitig beschenken. Der „Königsweg Begegnung“, wie Pfarrer Riggert es ausgedrückt hatte, wurde durch dieses Beispiel eindrücklich bestätigt.