Etwa 45 Menschen waren gekommen, um an der Mahnwache mit Friedensgebeten teilzunehmen. Statt um den Engel der Kulturen herum standen die Menschen baustellenbedingt etwas oberhalb im Kreis an der Treppe zur Erlöserkirche. Statt der Bodenintarsie des Engels bildete ein Kreis aus Kerzen in den Farben der Ukraine den Mittelpunkt.
Mit eindrücklichen Worten begrüßte Pfarrer Achim Riggert die Teilnehmenden und erinnerte an die religiösen Feste vieler Religionen, die gerade in dieser Zeit stattfinden.
Bürgermeister Sebastian Wagemeyer berichtete in seinem Grußwort bewegend von einer Begegnung mit geflüchteten Ukrainerinnen in Berlin.

Burkhard Waimann bereicherte die Veranstaltung mit seiner Klarinette.

Gebete

Himmlischer Vater, du Gott des Friedens, wir rufen zu dir: Hilflos müssen wir zusehen, wie der Krieg in der Ukraine tobt. Menschen bangen um ihr Leben, um ihr Hab und Gut, um ihre Zukunft. Sie flüchten, sie halten aus und sie kämpfen. Friedensbemühungen laufen ins Leere, täglich sterben Menschen. Hätten wir es verhindern können? Haben wir es kommen sehen und nichts sehen wollen? Machtlos und verängstigt sind wir. Es ist Krieg und wir sind den Ereignissen hilflos ausgeliefert. So zerbrechlich sind unsere Sicherheiten geworden.
Deswegen legen wir alles in deine Hand und bitten:
Schau auf die Menschen in ihrer Not und Angst. Schau, was Lüge, Hass und Menschenverachtung aus unserer Welt machen. Wir spüren: mit unserer Macht ist nichts getan, und deshalb bitten wir dich:

  • Für die Menschen in der Ukraine und den anderen Krisengebieten. Schenke ihnen Schutz, Kraft, Trost, Zuversicht und Zukunft.
  • Für alle Menschen auf der Flucht. Bewahre sie und hilf, dass sie Zuflucht und Schutz finden.
  • Für die Familien, die der Krieg auseinander gerissen hat.

Himmlischer Vater, du Gott des Lebens, wir Bitten dich:

  • Schenke denen, die an den Schaltstellen der Macht sitzen, Weisheit, einen klaren Verstand und kluge Entscheidungen
  • Schenke denen, die verhandeln, die richtigen Worte und Geduld

Himmlischer Vater, du Gott der Liebe, wir danken dir:

  • dass so viele Menschen Hilfe leisten, und wir hoffen, dass alle Hilfe dort ankommt, wo sie gebraucht wird.
  • Dass du da bist, in durchwachten Nächten, in Kämpfen, in Flüchtlingslagern, bei den Hilfe Bedürfenden und den Helfenden

Sei da, jetzt und immer, mit deiner Liebe und dem Frieden, den nur du schaffen kannst. Darauf hoffen wir, darauf vertrauen wir. Amen.

(Pfarrerin Bettina vom Brocke für den Evang. Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg)

„Oh du Barmherziger, Gnädige, Herr der Gläubigen und des Universums, du Herrscher am Tag des Gerichts!
Auf der Erde wird ein Verbrechen begangen, das von moralischen Prinzipien und all den Gewissen abgelehnt wird. 
Mein Gott! Du hast deine Diener mit Barmherzigkeit angesehen und ihnen Freiheit in ihrer Lebens Entscheidungen gegeben. Du akzeptierst Glauben und lehnst Verleugnung ab, du siehst Unterdrückung für all deine Diener als eine Sünde an, ob sie an dich glauben oder nicht. Aber du hast es deinen unterdrückten Dienern erlaubt, sich zu verteidigen.
O Herr der Waisenkinder, die alt werden, ohne ihren Vater gesehen zu haben.
O Gott der Frauen, die unterdrückt werden und nach dir wie folgt rufen: „Gibt es denn keinen Diener Allahs, der unsere Ehre retten kann?“
O Gott über Himmel und Erde, der den Unterdrücken Aufschub und Gelegenheit verschafft, aber sie nicht vergisst, denn auf sie wartet eine große Qual. 
Du Gnädiger! Habe Gnade mit uns, den wir haben keine andere Tür, zu der wir Zuflucht suchen können, außer deiner Barmherzigkeit und Gnade. 
Mein Gott, die Herzen der Mütter sind im brennendem Feuer. 
Herr, gib ihren Herzen Kühle. 
O Herr der Diener, die nach Hilfe rufen, 
gebe unseren Brüdern und Schwestern Geduld. 
Lass die Verfolgung und die Folterung enden.
Mein Gott, die Verfolgung und die Folterungen sind so weit gegangen.
Du bist der Herr der Tage und Nächte, der Barmherzige.
Mache unser Morgen hell.
Amin!

(Kadir Gülec für die DITIB-Gemeinde)

Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen Alles Lob gehört Allah, dem Herrn der Welten, dem Allerbarmer, dem Barmherzigen, dem Herrscher am Tag des Gerichts. Dir allein dienen wir, und zu Dir allein flehen wir um Hilfe. Leite uns den geraden Weg, den Weg derjenigen, denen Du Gnade erwiesen hast, nicht derjenigen, die Deinen Zorn erregt haben, und nicht der Irregehenden! (Koran; Sura 1)
O Gott, Lob sei Dir! Du bist der Hüter der Himmel und der Erde und derer, die dort sind.
O Gott, Lob sei Dir! Du bist das Licht der Himmel und der Erde und derer, die dort sind.
O Gott, Lob sei Dir! Du bist der König der Himmel und der Erde und derer, die dort sind.
O Gott, Lob sei Dir! Du bist die Wahrheit. Wahr ist Dein Versprechen, wahr ist die Begegnung mit Dir, wahr ist Dein Wort, wahr ist das Paradies, wahr ist das Feuer.
O Gott, bringe in unsere Herzen Licht, in unsere Ohren Licht, in unsere Augen Licht und in unsere Zungen Licht!
O Gott, bringe zu unserer Rechten Licht und zu unserer Linken Licht!
O Gott, bringe über uns Licht und unter uns Licht; vor uns Licht und hinter uns Licht!
O Gott, bringe uns in unsere Seelen Licht!
O Gott, schenke uns Deine Liebe und die Liebe derer, die Dich lieben und die Liebe dessen, was uns näher zu Deiner Liebe bringt!
O Gott, lass unsere Liebe zu Dir größer in unseren Herzen werden als die Liebe zu unseren Kindern, zu unseren Verwandten und zu unserem Vermögen!
O Gott, lass Deinen Frieden und Dein Heil all Deine Gesandten, Deine Propheten und Deine rechtschaffenen Diener erreichen!
O Gott, Du bist der Friede! Von Dir kommt der Friede. Gib, dass wir im Frieden leben! (Bittgebet des Propheten Muhammad)
Lieber Gott, heute stehen wir vor Dir: Gemeinsam beklagen wir die Ungerechtigkeit und den Unfrieden auf der Welt. Um deine Kraft zum Frieden bitten wir, guter Allah:
Dass wir die schrecklichen Folgen der Kriege nicht vergessen oder verschweigen. Hilf uns, Mut zu haben, Zivilcourage zu üben, der Ungerechtigkeit entgegen zu treten. Denn wir wissen: Den Frieden hast du vorgesehen als einen Urzustand in Deiner Schöpfung. Und wenn wir diesen haben oder erhalten wollen, dann müssen wir etwas dafür tun.
Deshalb gib uns die Kraft, für den Frieden zu arbeiten, und zeige uns einen Weg zum Verstand und zu den Herzen der Menschen, damit der Krieg unmöglich und der Frieden möglich wird.
Ermögliche uns, unsere Nachkommen so zu erziehen, dass sie die Menschenrechte lieben und sie darin bestärken alle Formen von Hass, Intoleranz und ethnischen Vorurteilen aus ihren Herzen zu beseitigen.
Oh Gott, Lehre uns, dass Toleranz der höchste Grad von Stärke, und das Bedürfnis nach Rache das erste Zeichen von Schwäche ist! Amin/Amen!

(Farid Ouhbi für die marrokkanischen Muslime)

Pfarrer i. R. Erhard Bätz betete mit Worten Martin Luthers:
„Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unsern Zeiten.
Es ist doch ja kein andrer nicht, der für uns könnte streiten,
denn du, unser Gott, alleine.“

Nach einer Schweigeminute im Gedenken an die Opfer des Krieges in der Ukraine und aller Kriege weltweit verlas Stefan Schick eine Erklärung des Interreligiösen Forums:

„Die Teilnehmenden des Interreligiösen Forums Lüdenscheid sehen sich verbunden mit den Menschen in der Ukraine und allen, die sich gegen den Krieg stellen.
Der Ökumenische Rat der Kirchen formulierte bei seiner Gründung 1948 „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein.“
Als gläubige Menschen schließen sich die TeilnehmerInnen des Interreligiösen Forums Lüdenscheid dieser Aussage an und treten gemeinsam für Frieden und Verständigung ein.
Im Gebet bitten wir für alle bedrohten Menschen, für alle, die sich auf der Flucht befinden und für alle politisch Verantwortlichen.“

Im Anschluss an die Verlesung der Erklärung beteten alle Teilnehmenden gemeinsam:

„Gott, mach uns zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass wir lieben, wo man hasst;
dass wir verzeihen, wo man beleidigt;
dass wir verbinden, wo Streit ist;
dass wir die Wahrheit sagen, wo Irrtum ist;
dass wir Glauben bringen, wo Zweifel droht;
dass wir Hoffnung wecken, wo Verzweiflung quält;
dass wir Licht entzünden, wo Finsternis regiert;
dass wir Freude bringen, wo der Kummer wohnt.
Gott, lass uns trachten,
nicht, dass wir getröstet werden, sondern dass wir trösten;
nicht, dass wir verstanden werden, sondern dass wir verstehen; nicht, dass wir geliebt werden, sondern dass wir lieben. Amen.“

Nach einem weiteren Musikstück von Burkhard Waimann verabschiedete Christa Bätz die Teilnehmenden mit Dankesworten und Segenswünschen:
„Im Namen des IFL danke ich allen, die gekommen sind, um mit uns Frieden anzumahnen und zu beten. Dank an Herrn Waimann, der unser Beten und Mahnen mit seiner Musik unterstützt hat.
Wenn wir jetzt nach Hause gehen, geht Gottes Segen mit uns.
Der Segen unseres barmherzigen Gottes begleite uns. Sein Segen gebe uns Kraft, beharrlich im Gebet zu bleiben. Gottes Segen stärke uns, dass wir nicht dem Hass oder Rachegedanken verfallen, sondern wirklich Friedensstifter werden. Gott, der Schöpfer der Welt, der alle seine Geschöpfe liebt, er segne uns alle! Amen.“